Shortfilm.News #030
April 2012
Kurzfilmnews
Festival: Fast Forward
Eine kleine Vorschau aufs 28. Internationale KurzFilmFestival, Teil 2
Die Einreichfristen für die Wettbewerbe sind abgelaufen. Die Sichtungsgruppen haben ihre Entscheidungen weitgehend getroffen, die angenommenen Filme der Wettbewerbe werden Mitte April auf unserer Website veröffentlicht. Hier folgt jetzt die Fortsetzung der Ankündigung, welche Sonderprogramme wir uns für das kommende Festival ausgedacht haben.
Ahnen: Retrospektive Herbert Vesely
Vor fünfzig Jahren riefen 26 Filmrebellen bei den 8. Kurzfilmtagen Oberhausen: „Papas Kino ist tot!“ Inzwischen sind aus den Söhnen von einst Großväter geworden. Nun muss sich ihr eigenes Kino die Frage gefallen lassen, wie lebendig es nach einem halben Jahrhundert noch ist. Mit Herbert Vesely, einem Unterzeichner des Oberhausener Manifestes, präsentieren wir einen herausragenden Filmavantgardisten der Nachkriegszeit. Vesely stellte dem altvorderen Kino der erstarrten Formen und Geschichten, das in Endlosschleifen bewährte Genres (Heimat) und erprobte Stile (Ufa) wiederkäute, seine innovative Filmsprache gegenüber. Wie beiläufig nimmt Vesely in Dokumentarfilmen etwa die Espressobar oder die Autobahn in den Blick und kombiniert seine eleganten Beobachtungen asynchron mit den Tonspuren des Alltags. In seinen fiktionalen Filmen, oft mit Michael Ballhaus an der Kamera, zoomt sich Vesely an die Verwerfungen in menschlichen Beziehungen heran – sei es im Privaten oder im Arbeitsleben. Hier liegt sein Augenmerk weniger darauf, eine konsistente Geschichte zu erzählen, als vielmehr Aufstellung und Atmosphäre zu durchdringen, um das Allgemeine im Besonderen zu erkennen.
Motiv: Are you ready? – Weltenden
Wir führen mit allerlei Katastrophen, Ängsten und Projektionen an und in den Abgrund. Gezeigt werden Endzeitstücke, technische oder psychologische Apokalypsen. Wir sehen darin und lernen daraus: Die Angst vor dem allumfassenden Ende ist ein wiederkehrendes Phänomen. Und auch kleine Welten können untergehen. Wir alle kennen das Unbehagen, wenn wir etwas verlieren, an das wir uns gewöhnt haben: eine Liebe, ein Haus, das eigene Leben oder den Bergbau im Ruhrgebiet … Nicht zuletzt fordert die Menschheit mit der Zerstörung der Umwelt oder der Entfesselung des Atoms selbst den eigenen Untergang heraus.Weltenden werfen letzte Fragen auf: Wie begegnen wir dem drohenden Ende? Was ziehen wir an? Trifft der Komet nur die Ungläubigen? Was macht Jesus?
Labor: Onomatopoetisches – Poetry and all that Jazz
Nach ihren Programmen bei den letzten drei Festivals („Klang der Städte“ von 2009, „Klang – Bild – Aktion“ von 2010 und „Mensch–Maschine“ von 2011) zeigt das Labor-Duo Hanna Nordholt und Fritz Steingrobe auf einer Zeitreise durch das vergangene Jahrhundert Filme, in denen Sprache als musikalisches Material benutzt wird.Von den Lautgedichten der Dadaisten über Karl Valentins anarchischen Radfahrer Herr Wrdlbrmpft zu Ernst Jandls Verarbeitung der Nazi-Sprache in seinen „Sprechgedichten“ geht es schließlich mit dem radikalen Experimentalfilm „The Cut-ups“ von W. S. Burroughs und Brion Gysin über den Atlantik. Laurie Anderson wird Burroughs 30 Jahre später in ihrem Stück „Language Is a Virus“ zitieren und in ihrer legendären Multimedia-Performance „Home of the Brave“ mehrfach Respekt zollen.
Wer ist wo?
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von KFA und IKFF unterwegs im April …
Alexandra Gramatke (Geschäftsführerin) ist am 18. und 19. April beim Filmtheaterkongress in Baden-Baden zur Preisverleihung des Short Tiger 2012. Anschließend ist sie vom 20. bis 23. April bei den Dokumentarfilmtagen „Territorium Film“ in Kaliningrad, wo sie ein Programm mit deutschen Kurzfilmen präsentiert.
19. Internationales Trickfilm-Festival Stuttgart
8. bis 13. Mai
Der Mai 2012 wird bunt: Das Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart bietet die Möglichkeit, sechs Tage lang circa 1000 animierte Kurz- und Langfilme zu sehen. Ein Programmschwerpunkt wird in diesem Jahr der Silhouettenfilm sein: Drei von Hassan Mutlahib kuratierte Programme zeigen Tradition und Innovation der Silhouetten-Animation. In Zusammenarbeit mit der DEFA-Stiftung wird eine Retrospektive der Arbeiten Bruno Böttges gezeigt, den die legendäre Scherenschnittkünstlerin Lotte Reiniger einst als ihren „Kunstnachfolger“ bezeichnete. Zu Gast ist der Regiestar des französischen Animationsfilms, Michel Ocelot. Er wird einen Drehbuch-Workshop geben und neben einem Querschnitt seiner Kurzfilme auch brandneue Serien-Episoden im Gepäck haben.
Mehr Infos unter http://www.itfs.de
Branchennews
Neuigkeiten aus Vertrieb und Verleih
Der Verleih- und Vertriebsfilm The Centrifuge Brain Project von Till Nowak hat auf der Regensburger Kurzfilmwoche den Publikumspreis gewonnen und eine Lobende Erwähnung der Jury erhalten.
In Kürze bringt der KurzFilmVerleih eine Kurzfilmrolle mit einem Bergprogramm anlässlich der Erstbesteigung des Makalu (15. Mai 1955) heraus. Die Kompilation erhält den Titel Die kalte Wut des Makalu, nach dem gleichnamigen Verleihfilm.
Wir freuen uns über ein neues Kurzfilmabo-Kino und begrüßen sehr herzlich das Residenz – Astor Film Lounge in Köln.
Drei Neuzugänge im Verleih
Demnächst neu im Verleih: Der Animationsfilm Borderline von Dustin Rees (Schweiz 2011, 7:22 min). Eine Grenzwache will sich das Leben nehmen, aber nicht alle Grenzen können überschritten werden.
Das Translator (D 2011, Carsten Knoop und Dorit Kiesewetter, 2:54 min)
„Das Translator“ im Internet übersetzt den Text der deutschen Nationalhymne. Dabei hilft unter anderem der Aserbeidschaner … 2. Platz im Flotten-Dreier-Wettbewerb 2011 (Thema: Deutsch).
Quar trakt od Mondar sed Germas? – Was denkt die Welt über die Deutschen? (Syldavien 2011, Sebastian Linke, 3:00 min)
Menschen aller Herren Länder erzählen, was sie von den Deutschen halten. 3. Platz beim Flotten-Dreier-Wettbewerb 2011.
Call for Children
Vom 28. Mai bis zum 3. Juni 2012 findet das 14. Mo&Friese KinderKurzFilmFestival statt. Wieder suchen wir besonders interessierte und aktive Kinder, die Filme bewerten und darüber schreiben wollen.
Mo&Friese sucht: Kinderjuroren!
Als Mitglied der Kinderjury muss man ein kritisches Gespür für Filme haben, denn sich zu entscheiden ist bei der großen Auswahl an Kinder-Kurzfilmen gar nicht so einfach. Zu vergeben sind zwei verschiedene Preise, die von zwei unterschiedlichen Jurys vergeben werden.
Der Friese-Preis ist für Filme für Kinder von 4-8 Jahren. Mitglieder der Friese-Jury sind zwischen 8-10 Jahren. Der Mo-Preis für Kinder von 9-14 Jahren. Mitglieder der Mo-Jury sind zwischen 11-13 Jahren. Einsendeschluss für Jury-Bewerbungen ist der 11. April 2012.
Mo&Friese sucht: Kinderreporter!
Ob Redakteure einer Schülerzeitung, kritische Filmfans oder Neugierige, die schon immer mal einen Blick hinter die Kino-Kulissen werfen möchten. Bei uns dürfen kleine und jugendliche Nachwuchsjournalisten wie die Profis arbeiten, denn das Mo&Friese KinderKurzFilmFestival bietet reichlich Stoff für Rezensionen, Interviews und Reportagen.
Wie wird man Juror oder Filmkritiker? Infos auf unserer Website oder über kinder(at)shortfilm.com
Shopnews
Neue DVDs im Shop
10 Jahre Staplerfahrer Klaus – Der Erste Arbeitstag (Internationale Version)
Neue internationale Auflage des Kurzfilmklassikers Staplerfahrer Klaus. Erhältlich als DVD und Blu-ray disk in Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Türkisch und Russisch.
Klaus ist frischgebackener Besitzer eines Führerscheins für Gabelstapler. Sein erster Arbeitstag wird jedoch erst zur wahren Prüfung. Es geschehen grausige, aber lehrreiche Unfälle. Eine Hommage an Sicherheits-Lehrfilme.
The Reel Shnit 1-5
Fünf DVD Sampler mit erlesenen internationalen Leckerbissen, die einen faszinierenden Einblick in die Kunst des Kurzfilms geben. Frech, würzig und natürlich schnittig.Werke aus dem internationalen Wettbewerb Shnit-Open. Packende Kurzspielfilme, poetische Musikclips und freche Animationen glänzen im Rampenlicht der eigenen vier Wände.
Filme unter anderem: Suiker, Barracuda, Alpha, Moj Put, Brainstorming …
Veranstaltungen
KurzFilmKlause: Vorglühen zum Tag des deutschen Bieres
Zum Tag des deutschen Bieres präsentiert die KurzFilmAgentur Hamburg das Kurzfilmprogramm Prost Marie! – Zwölf kurze Geschichten rund um des Deutschen liebstes Getränk. Wer zum Lachen ins Kino kommt, ist hier genau richtig. Im Anschluss an das Programm wird die Heiterkeit an die Bar verlegt.
Die Filme:
Pop Musik, Jimmy Jenseits, Ein einfacher Auftrag, Es ist aus Marie, Las Palmas, Quench, Hatch, Wahlnacht, Friß Vogel oder stirb, The Lounge Bar, Kanu Joe, Muss besser werden
Donnerstag, 12. April um 20 Uhr im Zwischenraum (Filmraum), Müggenkampstr. 45
Mehr zum Zwischenraum/Filmraum: www.filmraum.net
Mehr zum Tag des deutschen Bieres am 23. April: www.brauer-bund.de/index.php
Weitere Aufführungen sind am 23. April im Kino Traumstern in Lich, im Lichtblick Kino in Berlin und im Kino Passage in Erlenbach, außerdem am 26. April im Orfeos Erben in Frankfurt/Main.
KurzFilmStammtisch
Jeden dritten Dienstag im Monat treffen sich dem kurzen Film verbundene Leute beim Stammtisch der KurzFilmAgentur Hamburg. Der Abend ist zum Austausch für Filmschaffende, Sammler und Liebhaber des kurzen Films gedacht. Neben Filmvorführungen wird über Verbreitungsmöglichkeiten des Kurzfilms gesprochen. Das Thema des Abends wird ab Mitte des Monats auf unserer Website bekannt gegeben. Filmvorschläge können gern per Mail eingereicht werden. Alle sind willkommen, der Eintritt ist frei.
B-Movie, Dienstag, 17. April 20 Uhr
http://www.b-movie.de
9. dokumentarfilmwoche hamburg
11. bis 15. April
Bei der 9. Ausgabe der dokumentarfilmwoche hamburg sind neben langen auch wieder kurze Dokumentarfilme zu sehen. Insbesondere in den Sektionen „Unformatiert“ und „Dokland Hamburg“ laufen diese kurzen Stücke. Die dokfilmwoche findet statt in den Kinos Metropolis, Lichtmess, 3001 und B-Movie. Der Festivalclub feiert an den Abenden von Donnerstag bis Samstag im Centro Sociale im Karoviertel.
Mehr Infos: www.dokfilmwoche.com
Oberhausen on Tour 2012
Am 19. April ziehen die Kurzfilmtage Oberhausen (wie im letzten Jahr bereits das IKFF Hamburg mit der Rubrik Galerie und dem Programm Manuel de Santaren, siehe unten TV-Tipp) eine Verbindungslinie zur Filmkunst und präsentiert höchst aktuelle Arbeiten von Kunstschaffenden, die sich der Gattung Kurzfilm entweder verschrieben haben oder aber das kurze Format nutzen, um die künstlerische Aussage zu vermitteln.
Der 20. April ist dem Animationskurzfilm als politischem Medium gewidmet.
Metropolis: 19. April um 21.15 Uhr: Artist film & video; 20. April um 19 Uhr: Animationsfilme
Mehr Infos: www.kurzfilmtage.de und www.metropoliskino.de
TV-Tipp: Manuel de Santaren auf arte
In der arte-Sendung Kurzschluss am 20. April (23.05 Uhr) läuft ein Beitrag unserer Mitarbeiterin Stefanie Reis (Vertrieb) über den Videokunstsammler Manuel de Santaren. De Santaren, amerikanischer Sammler zeitgenössischer Videokunst (letztes Jahr auf dem IKFF Hamburg zu Gast), gewährt Einblicke in seine Sammlung und das, was ihn zum Sammeln treibt. Sein Operationsfeld umfasst Vorführsäle und museale Räume.
www.arte.tv/de/184414.html
Final Cut
Hochschulöffentliches Screening der HfbK-Abschlussfilme 2012
Filmexperimente der besonderen Art zeigen 14 Absolventen des Studienschwerpunkts Film der Hochschule für bildende Künste Hamburg.
Die betreuenden Professoren – Robert Bramkamp, Pepe Danquart, Udo Engel und Wim Wenders – stellen die Filme mit ihren Studenten vor. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, die Nachwuchsfilmer kennen zu lernen und mit Fachpublikum zu diskutieren.
Metropolis: 26. April um 16 Uhr